Indem Barbara Doser den Begriff „experimental“ benutzt, spielt sie darauf an, dass ihre Videos Resultate gezielt durchgeführter Experimente sind. Experimente, die sich aus der Arbeit mit Video-Feedback ergeben und die sie sehr gezielt im Sinne ihrer Bild- und Videovorstellung einsetzt. Sie versteht sich vor allem als Künstlerin und nicht als Filmemacherin. Es ist nicht das Video als Medium, weil sie Videos produzieren will, sondern es ist das Video als zwingendes Ausdrucksmittel eines künstlerisch in Augenschein genommenen und bearbeiteten Phänomens. Es entsteht ein Bild ohne Abbildungscharakter. Losgelöst von Gegenständlichkeit wird eine„neue Realität“ deutlich, in der einzig das Kunstobjekt per se zu existieren scheint.

Ganz anders verhält es sich bei Barbara Dosers Videoarbeit Drei Grazien, grazie tante (2018), deren Ursprung ebenfalls im Jahr 2011 liegt. Hier wird die Semantik der synästhetischen Musik durch abstrahierte Gegenständlichkeit und einem Titel, der konkrete Bilder im Kopf entstehen lässt, ersetzt, um Inhalte zu transportieren: „Die von der Gesellschaft konstruierten Geschlechterstereotype manipulieren das Individuum und seine Freiheit, um hierarchische Strukturen in der Gesellschaft zu manifestieren.“